In der vergangenen Woche wurde durch die Bahn die neue Schnellstrecke Berlin – München in Betrieb genommen. Am Tag der Inbetriebnahme kam es zu den ersten Problemen, welche zu teilweise erheblichen Verspätungen auf der neuen Strecke führten. Die Ursache dafür scheinen Softwarefehler bei der Kommnikation der Züge mit dem (für das deutsche Netz neuen) Standard “European Train Control System (ETCS)” zu sein.

Für die Bahn bedeutet dieser Fehler sowohl einen finanziellen Schaden (Erstattung der Fahrpreise und “Geduldsprämien”) als auch einen – schwer monetär messbaren, aber sicherlich signifikanten – Imageschaden.

Allerdings sind derlei Probleme beim Betrieb bzw. der Inbetriebnahme neuer und komplexer IT-Systeme keine Seltenheit, vergleichbare Probleme kennt man z.B. vom Mautsystem Toll Collect, von Gepäckabfertigungen an Flughäfen oder der elektronischen Gesundheitskarte.

Aus Sicht der Qualitätssicherung solcher Systeme besteht die Herausforderung dabei in einer Abnahme der Systeme unter realen oder sogar unbekannten Einsatzbedingungen im Feld. Während bspw. für die Abnahme einer internen, betrieblichen Anwendung die tatsächliche Betriebsumgebung relativ gut bekannt ist und entsprechend gut in einer Testumgebung abgebildet werden kann, ist dies bei den o.g. Systemen nur bedingt möglich. Grundsätzlich sollten die Umgebungsbedingungen bei einer Abnahme so realistisch wie möglich sein, lassen sich u.U. aber eben nicht oder nur mit massivem Aufwand simulieren, z.B. tatsächliches Lastverhalten, hohes Passagieraufkommen, Interoperabilität mit (unbekannten) Drittsystemen.

Die gennaten Beispiele verdeutlichen die Bedeutung einer ausgereiften Teststrategie, welche der Komplexität der Situation gerecht wird und eine systematische, risikobasierte Vorgehensweise erforderlich macht. Dazu gehören dann z.B. auch ein angemssener Feldtest, eine schrittweise Inbetriebnahme und funktionierende Backup-Lösungen – insbesondere erfordert es aber von allen Beteiligten den unbedingten Wunsch nach Qualität, welcher ggf. durchaus in Konkurrenz zu (zu engen) Zeitplänen stehen kann.

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